Gut besuchtes Bier- und Weinfest der Bergwacht Rosenheim-Samerberg.

Bergwacht

Die 303 aktiven Einsatzkräfte der Bergwacht waren im letzten Jahr bei 407 Einsätze gefordert. In der Bergwacht engagieren sich zusätzlich 71 Anwärter und 26 Mitglieder in den Jugendgruppen. Die Hygienevorschriften standen weiter im Vorsorgedienst an den Bergrettungswachen und auf den Diensthütten in Vordergrund. Mit den „Schnelltests“ konnten die Ausbildung und der Dienstbetrieb reibungslos durchgeführt werden. Bei der Ausbildung im Gelände wurde weiter in kleinen Gruppen gearbeitet. Die wöchentlichen Treffen normalisierten sich durch die Testungen. Die Teilnahme an den Fortbildungen wurde auch weiter für die Mitgliedern zuhause am PC als Online Video-Schaltung angeboten. Der zeitliche Aufwand für Ausbildung war mit ca. 9.600 Stunden dokumentiert.

Bier- und Weinfest der Bergwacht am Samerberg
Im September fand in der Bergrettungswache der Bergwacht Rosenheim-Samerberg in Grainbach der Tag der offenen Tür und das anschließende Bier- und Weinfest statt. Wie im Bergwachteinsatz auch, kann man nicht immer mit strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen rechnen. Aber auch trotz des schlechten Wetters kamen einige Besucher zur Besichtigung der Rettungswache. Besonders beliebt bei den kleineren Gästen waren die Besteigung der überdachten Kletterwand und das Kriechen durch den Höhlensimulator. Im Schulungsraum wurde über die aktuelle Ausrüstung der Bergretter und die Aufgaben der Bergwacht im Hochriesgebiet informiert. Auch für das leibliche Wohl war unter anderem mit dem Biker-Burger und zahlreichen Kuchen im beheizten Zelt bestens gesorgt. Musikalisch umrahmt wurde der Nachmittag mit der Jugendkapelle Samerberg. Gegen Abend füllte sich die Fahrzeughalle und das Festzelt der Bergwacht zum Bier- und Weinfest. Für musikalische Unterhaltung und gute Stimmung sorgte am Abend die Wieslberg-Musi.

Ausbildung und Übungen

Im Pirol über den Wildbarren
Die Vorhersage versprach gutes Flugwetter an jenem Tag im April, an dem ein Echtflugtraining mit den Kollegen der Bundespolizei und ein paar Einsatzkräften aus benachbarten Bereitschaften geplant war. Den blauen Himmel verzierten nur wenige Wolken und die Sicht hoch oben über dem Wildbarren reichte bis zum Horizont. Jeder, der schon mal in einem Flugzeug oder in einem Hubschrauber gesessen ist, kennt das vielleicht: Von oben aus der Luft sehen selbst vertraute Gegenden plötzlich seltsam flach und ungewohnt aus. Hier nicht schon beim Anflug zu einer Einsatzstelle die Orientierung zu verlieren, erfordert Übung. Außerdem ist in der Luftrettung generell nur wenig Platz für Fehler.
Nach einer kurzen Begrüßung begann die Einweisung auf die Maschine, eine beeindruckende EC-155 mit dem schönen Rufnamen „Pirol“. Der bis zu 320 km/h schnelle Kraftprotz hat 1.870 Pferdestärken und kann damit bis in eine Höhe von 4.500 m steigen. Doch das war an diesem Tag gar nicht nötig. In einem Zirkeltraining wurde der Abtransport eines Wanderers mit dem Rettungsdreieck genauso geübt, wie die Rettung einer verletzten Person mit dem Bergesack. Der Hubschrauber setzte die Rettungskräfte dabei mit der Winde in einem unwegsamen steilen Wiesengelände ab. Die Einsatzkräfte mussten sich sichern und ein Geländerseil spannen, um ein sicheres Arbeiten möglich zu machen, denn Eigenschutz steht an erster Stelle. Gerade in einem solchen Gelände zahlt sich Erfahrung und Routine aus. Und für keinen der Teilnehmer waren die erforderlichen Handgriffe neu. Durch regelmäßiges Training mit den Hubschraubersimulatoren im Zentrum für Sicherheit und Ausbildung (ZSA) der Bergwacht Bayern in Bad Tölz, waren die Abläufe schon vorher in Fleisch und Blut übergegangen.
Am Ende brachte der Tag für alle Beteiligten wertvolle Erfahrungen und das gute Gefühl, auch bei einem „echten Notfall“ immer sofort zu wissen, was im Hubschrauber zu tun ist. Und als am Nachmittag schließlich alle wieder festen Boden unter den Füßen hatten, blieb nicht viel mehr, als danke zu sagen an alle beteiligten Ausbilder und die Besatzung von „Pirol“.

Echtflugtraining - Üben in der Luft und am Berg.

Mit vereinten Kräften – Proben für den Ernstfall
„Drei vermisste Mountainbiker im Bereich der Schneelahnerhütte“ lautete die Einsatzmeldung, die die Einsatzkräfte der Bergwachten Oberaudorf-Kiefersfelden und Brannenburg am Freitagabend um kurz nach 19 Uhr erreichte. Über dem Brünnstein drohte bereits schlechtes Wetter, als die ersten Rettungskräfte nach wenigen Minuten an der Wache eintrafen.
„Der Abtransport von mehreren Verletzten aus unwegsamem Gelände ist langwierig und kompliziert“, weiß Leonhard Pichler, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Brannenburg. Um dies unter realistischen Bedingungen zu trainieren, organisierten die Bereitschaften Oberaudorf-Kiefersfelden und Brannenburg eine gemeinsame Übung. Insgesamt waren 38 Bergretter, zwei Notärzte, acht Fahrzeuge und ein Spezialanhänger mit Spezialbeleuchtungstechnik im Einsatz. Auch die Integrierte Leitstelle in Rosenheim wurde informiert. Sechs Ausbilder beobachteten die Einsatzkräfte und gaben Tipps zur Verbesserung.
Wenige Minuten nach der Alarmierung rückten die ersten Einsatzkräfte von den Bergrettungswachen aus. Das besonders geländegängige ATV fuhr zur Erkundung der Lage voraus und wurde schließlich auf der Nordseite des Brünnsteins fündig. Zwei verletzte Personen befanden sich in einem schlecht zugänglichen unwegsamen Bergwald. Eine weitere Patientin lag unmittelbar auf der Straße, wo sie mit ihrem Fahrrad über einen querliegenden Baum gestürzt war. Dass es sich bei ihr nur um eine Puppe handelte, war schnell vergessen, denn sie musste sofort reanimiert und notärztlich versorgt werden.
In der einsetzenden Dunkelheit wurden Baumverankerungen für Dyneema-Seile aufgebaut und Gebirgstragen vorbereitet. Lichtmasten leuchteten die Unfallstelle großflächig aus. Jeweils ein Notarzt und mindestens zwei Bergretter wurden für die medizinische Versorgung zu den Verunfallten hinabgelassen. Um die Personen schließlich aus dem steilen Gelände zu retten, musste schließlich noch einmal die ganze Mannschaft mit anpacken. Alle zogen an einem Strang.  
Gegen 22 Uhr war es geschafft und alle Patienten und Einsatzkräfte versammelten sich wohlbehalten bei den Fahrzeugen. „Die Übung war ein voller Erfolg und zeigt, wie wichtig die reibungslose Zusammenarbeit bei einem Schadensereignis mit mehreren Verletzten ist“, stellte Peter Albrecht, Ausbildungsleiter der Bereitschaft Oberaudorf-Kiefersfelden zufrieden fest. Bei der anschließenden gemütlichen Brotzeit in der Brannenburger Bergrettungswache wurde noch die eine oder andere Geschichte ausgetauscht und neue Kontakte geknüpft.

In den Klauen des Tatzelwurms
Die Wasserfälle am Tatzelwurm sind spektakulär. Die meisten Spaziergänger und Wanderer, die die beiden kleinen Brücken überqueren, halten kurz an und schauen beeindruckt in die Tiefe. Rund 15 m geht es senkrecht hinab ins tosende Wasser. Wo sich die meisten schaudernd abwenden, freuen sich die Canyonretter der Bergwacht über einen idealen Übungsplatz für ihre aufwändigen Rettungstechniken. Nicht nur die Bergwacht Oberaudorf-Kiefersfelden, auch die benachbarte Bereitschaft in Brannenburg ist stolz auf eine Gruppe der hochspezialisierten Retter. Was liegt da näher als sich für eine gemeinsame Übung zu verabreden?
 Ende Juli waren die Bedingungen schließlich ideal, und am Waldparkplatz oberhalb der rauschenden Wasserfälle bereiteten sich die Retter auf ihren Einsatz vor. Mehrere Personen befanden sich im Übungsszenario hilflos im Bach. Eine davon so schwer verletzt, dass sie liegend aus dem eiskalten Wasser gerettet werden musste. Doch die Felswände rechts und links ragen spiegelglatt und fast senkrecht in die Höhe. Sie bieten keine Chance, eine Person schonend und auf die herkömmliche Art und Weise mit einer Gebirgstrage aus dem Bach zu retten. Und so wurde ein Seilaufzug („V-Aufzug“) gebaut, um das vermeintliche Opfer, selbst eine erfahrene Spezialistin für Canyonrettung, aus ihrer misslichen Lage unten in der Gumpe zu befreien. Die Brannenburger und Oberaudorfer Retter packten gemeinsam an und mit vereinten Kräften und der Hilfe eines Flaschenzugs konnte die Patientin in kurzer Zeit auf den Wanderweg neben der Brücke gehoben werden. Nachdem schließlich auch die letzte Person das kühle Nass verlassen hatte, wurde es Zeit für eine kurze Nachbesprechung, die schließlich später als geplant in fröhlicher Runde im benachbarten Lokal zu Ende ging.

Das kleine Einmaleins
Wenn die ersten Schneeflocken vom Himmel rieseln und das Flutlicht am Hocheck strahlt, tauchen sie auf. Meist sind sie in Gruppen von zwei bis drei Exemplaren unterwegs, bewegen sich am Rand der Skipiste oder auch im freien Gelände und sind an ihren rot-blauen Jacken zu erkennen. Die Bergwachtler der Bereitschaft Oberaudorf-Kiefersfelden nutzen gerne die perfekten Bedingungen am Hocheck für ihre regelmäßigen Übungen im Winter. Auch in Zeiten von All-Terrain-Vehicle und Rettungshubschraubern zählen die Fähigkeiten mit dem “Akia” zum kleinen Einmaleins der Bergwacht. Der in seiner Grundform von den Samen im hohen Norden Skandinaviens entwickelte Transportschlitten eignet sich gut, um eine Person liegend zu transportieren. Gutes skifahrerisches Können ist natürlich die Voraussetzung, um Verunfallte schnell und unkompliziert von der Piste zu bringen.
Rasch sind die Einsatzkräfte und Anwärter mit dem Akia an der Hochecktalstation angelangt und machen sich für die Bergfahrt bereit, denn noch ist der Ausbildungsabend nicht vorbei. An den Hängen hinter der Bergstation haben die Ausbilder in der Zwischenzeit ein paar Sender vergraben. Die Suche nach verschütteten Lawinenopfern mit LVS-Gerät, Sonde und Schaufel ist ebenfalls eine der Grundkenntnisse, die jede Einsatzkraft im Schlaf beherrschen muss. Schon als Teil der Winterprüfung bei der Bergwacht Bayern hat jeder Anwärter nur wenige Minuten Zeit, um zwei Verschüttete zu finden. Doch Prüfungsstress kommt an diesem Abend nicht mehr auf. Vielmehr stehen der Spaß und das gemeinsame Üben im Vordergrund, auf und neben der Piste am Hocheck.

Gemeinsam üben - Bergwacht Oberaudorf-Kieferfelden und Brannenburg im unwegsamen Gelände.

Einmaleins der Bergwachtaufgaben: Abtransport mit dem Akia.

Einsatzbeispiele

Einsatz an der Hochries
Am 1. Mai stürzte eine 30-Jährige zwischen der Wimmer- und Doagl-Alm. Dabei zog Sie sich eine schmerzhafte Sprunggelenksverletzung zu und alarmierte die diensthabende Einsatzmannschaft der Bergwacht am Samerberg. Durch den vorangegangenen Regen und der sehr niedrigen Wolkengrenze bereiteten sich die Einsatzkräfte der Bergwacht auf einen bodengebundenen Abtransport vor und forderten einen Bergwacht-Notarzt zur erweiterten medizinischen Behandlung an. Nach dem Eintreffen der Bergwacht am Unfallort wurde das Sprunggelenk der Patientin reponiert und geschient. Mit Hilfe der Gebirgstrage mit Einrad transportierten die Bergretter die Frau zum Rettungsfahrzeug an der Wimmer-Alm. Mit dem Bergwachtfahrzeug ging es dann bis zur Rettungswache der Bergwacht in Grainbach, wo die Patientin dem Landrettungsdienst übergeben wurde. Im Einsatz waren an diesem Nachmittag sechs Einsatzkräfte der Bergwacht Rosenheim-Samerberg und ein Bergwacht-Notarzt der Bergwacht Brannenburg.

Nächtliche Rettungsaktion am Traithen
In den späten Abendstunden kam es an einem Sonntag Mitte November zu einer aufwändigen Rettungsaktion am Großen Traithen. Ein Wanderer war mit Freunden unterwegs, um den Sonnenuntergang zu fotografieren. Kurz nachdem er sich an den Abstieg vom 1.852 m hohen Gipfel gemacht hatte, stolperte er, stürzte und brach sich dabei den Knöchel. In der einsetzenden Dunkelheit und bei rasch fallenden Temperaturen setzte er kurz vor 18 Uhr einen Notruf ab.
Dem durch die Leitstelle alarmierten Einsatzleiter der Bergwacht Oberaudorf-Kiefersfelden war klar, dass weitere Unterstützung nötig sein wird, um den Verunfallten sicher und schnell vom Berg zu bringen, befand sich die Unfallstelle doch in einem besonders abgelegenen Teil des Dienstgebietes. Die Rettung mit einem nachtflugtauglichen Hubschrauber war aufgrund der Wetterlage nicht möglich. Nebelfelder und böiger Wind in den Bergen machten einen Einsatz zu riskant.
Gemeinsam mit den Einsatzkräften der benachbarten Bergwachtbereitschaft Bayrischzell machten sich schließlich über 20 Einsatzkräfte von beiden Seiten des Berges auf den Weg. Soweit es ging mit den Rettungsfahrzeugen und anschließend zu Fuß erreichten die ersten Retter, zusammen mit einem Bergwachtnotarzt, den mittlerweile unterkühlten Patienten und konnten ihn medizinisch versorgen und wärmen. Der Abtransport gestaltete sich schwierig und zog sich über mehrere Stunden. Der mit Schmerzmitteln versorgte Patient musste von den Einsatzkräften über viele hundert Höhenmeter durch den Trockenlettengraben hinuntergetragen werden. Das Bergrettungsfahrzeug der Bereitschaft Bayrischzell brachte ihn anschließend an die Wache, von wo es per Rettungswagen ins Krankenhaus ging. An dem Einsatz, der über sechseinhalb Stunden dauerte, waren 24 Einsatzkräfte beteiligt.

Rettung am Traithen